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Wenn Arbeit krank macht

  • Autorenbild: Nadine Greve
    Nadine Greve
  • 12. Juli
  • 5 Min. Lesezeit

Dass bei der Arbeit Gefahren lauern und diese zu Lasten der eigenen Gesundheit gehen können, ist allseits bekannt. So gerät der Polizist ins Visier eines Verbrechers oder der Bauarbeiter stürzt von einem meterhohen Gerüst in die Tiefe. Wir alle wissen um die physischen Risiken in unseren Jobs. Aber wissen wir auch um die geistige Schädigung, die unsere Berufe verursachen können?


Wenn Arbeit krank macht.
Fast jeder 2. Deutsche gibt an, in seinem Job dauerhaft negativem Stress ausgesetzt zu sein.

Selbstverständlich wissen wir um das Stresspotenzial eines hektischen Arbeitsalltags. Wir alle wissen auch, wie toxisch Stress sein kann, wenn er sich in ein körperliches Symptom niederschlägt. Wer nach einem Kritikgespräch mit dem Chef einen Migräneanfall bekommt oder nach einem unfreundlichen Kundenkontatkt unter Magenschmerzen leidet, weiß, wovon hier die Rede ist. Aber hat dein Hausarzt dir jemals zur Behandlung stressbedingter körperlicher Symptome den Rat gegeben, dir einen anderen Job zu suchen oder deine Arbeeitszeiten zu reduzieren? Oder hat er dir nur Tabletten gegen dein körperliches Leiden verordnet? Wann wird Stress am Arbeitsplatz von ärztlicher Seite schon mal als tiefere Ursache für einem Schlaganfall oder die berufliche Erfüllung als Grund für eine Spontan-Heilung einer chronischen Krankheit genannt? Ist es vielleicht Zeit für ein grundlegendes Umdenken in Bezug auf Krankheiten und ihre Entstehung?

Vielleicht hast du dir nie Gedanken gemacht, inwieweit sich deine Arbeit auf deine Gesundheit auswirkt. Wenn du krank bist, wird dies eventuell auf einen Gendefekt, schlechte Ernährung, zu wenig Bewegung oder ein biochemisches Ungleichgewicht in deinem Körper zurückgeführt. All das mag auch tatsächlich zutreffen. Doch Stress am Arbeitsplatz kann an deiner Erkrankung durchaus beteiligt sein. In vielen Fällen ist dauerhaft negativer Stress sogar der Auslöser für viele psychische und physische Krankheiten.


Vielleicht mag es dich überraschen, aber ich halte Pillen und Operationen nicht immer für die beste Wahl bei der Behandlung bestimmter Krankheiten. Ein Blick hinter die Kulissen des Patienten zeigt oftmals, dass ein gesünderer Umgang mit Stress und eine auf den Abbau von Ängsten zielende Veränderung der Arbeitssituation oder sogar der Wechsel in einen ganz anderen Beruf wesentlich wirksamer sein können, als die dauerhafte Einnahme irgendwelcher Medikamente oder einer Operation.


Können wir uns zu Tode arbeiten?
Den Japanern sind die Auswirkungen von Arbeitsstress viel stärker bewusst: »karoshi«, was so viel bedeutet wie »Tod durch Überarbeitung.«

Nicht nur in Japan arbeiten sich die Menschen zu Tode. In den USA, passieren solche Fälle ebenso wie in England und Deutschland. Das Informationszeitalter hat uns in Workoholics verwandelt. Längst sind nicht nur Ärzte 24 Stunden erreichbar. Dank der Erfindung von E-Mails, Smartphones, Pagern, Faxgeräten, Notebooks und iPads sind wir so gut wie immer erreichbar, und dies schlägt sich ganz enorm auf unseren Gesundheitszustand nieder. In der Tat gibt es sehr gute Gründe dafür, warum es in den USA und anderen Industrienationen inzwischen nicht nur das 12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker gibt, sondern ebenfalls das 12-Schritte-Programm der Anonymen Workoholics.


Stehen wir während der Arbeit unter Stress, kommt es in unserem Körper immer wieder zur Ausschüttung der entsprechenden Botenstoffe und Hormone. Wären wir Zeichentrickfiguren, würde so manchem von uns wohl mehrmals täglich der Qualm aus der Ohren dringen, die Augen aus den Augenhöhlen hervorschießen und der Kopf glutrot anlaufen, bevor wir dann zusammenbrechen. Dennoch sind die Firmen weiterhin unbeirrt dabei, ihren Arbeitern und Angestellten auch noch das letzte Quäntchen Leben auszusaugen.

Besonders bei der Arbeit gibt es verschiedene Arten von Stress, die uns auf Dauer krank machen können. Uns stresst zum Beispiel ungemein, wenn wir auf der Arbeit unsere Seele verkaufen oder unsere Prioritäten opfern sollen. Dann gibt es den Stress, bei dem wir uns ohnmächtig fühlen, weil wir keine Kontrolle über die Arbeitsabläufe haben. Wieder andere Arten von Stress lassen sich gut unter dem Begriff »organisatorische Zwänge« zusammenfassen. Gemeint sind mühsame Hürden, die uns erschweren, unsere Arbeit gut zu machen. Dazu gehören wichtigtuerische Kollegen, eingeschränkter Zugriff auf notwendige Informationen, mangelnde Kompetenzen seitens der Führungsebene und so weiter und so weiter.

Während wir durchaus in der Lage sind, zwischen einzelnen Stressfaktoren zu unterscheiden, nimmt unser Reptiliengehirn jedoch immer nur das eine wahr: BEDROHUNG! Welchem Stressfaktor wir auch ausgesetzt sind, die Kommunikation zwischen Gehirn und Körper läuft immer gleich ab. Physiologisch gesehen besteht kein Unterschied, ob unser Chef uns anschnauzt oder wir Zeuge eines Unfalls werden.



Typische Symptome für beruflichen Stress


Wenn unser Körper im Job unter Stress gerät, warnt er uns erst im leisen Ton, bevor, wenn wir nicht hören wollen, er zu schreien beginnt. Bevor wir also mit einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zusammenbrechen, oder an Krebs erkranken, meldet sich unser Körper mit weitaus milderen, aber häufig oder dauerhaft auftretenden Symptomen, wie Kopf-, Nacken- oder Rückenschmerzen, Migräne-Anfälle, Magen-Darm-Probleme, Schlaflosigkeit, Schwindel, körperliche und geistige Erschöpfung, Müdigkeit oder Störung des Appetits. Alle Symptome können Warnzeichen für die Entstehung ernsterer Krankheiten sein:


Rückenschmerzen

Verschiedene Studien haben ergeben, dass sich Rückenschmerzen in Reaktion auf unseren alltäglichen Stress (beruflich wie privat) verstärken können und zu Erkrankungen, wie Arthritis oder Fibromyalgie führen können.


Kopfschmerzen

Ich glaube jede arbeitende Person kann bestätigen, dass beruflicher Stress Kopfschmerzen verursacht. Dies liegt daran, dass die für die Schmerztransmission zuständigen Leitbahnen im Gehirn während Belastungssituationen übersensibilisiert werden. In diesem Zustand genügt unserem Gehirn der kleinste Reiz, um die Nerven zu erregen und damit Schmerzen und Muskelverspannungen auszulösen.


Schlaflosigkeit

Durch beruflichen Stress geht uns mehr Schlaf verloren als durch jede andere Ursache. Eine schwedische Studie besagt, dass 10 bis 40 Prozent der arbeitenden Bevölkerung unter Schlafstörungen leide. Durch die stressbedingt gestiegenen ACTH- und Cortisol-Werte wird der Anstieg des nächtlichen Melatonin-Spiegels in unserem Gehirn gebremst, was zu keinem erholsamen Schlaf führt.


Müdigkeit und Erschöpfung

Bringt uns der Job um den Schlaf, ist es kein Wunder, dass wir irgendwann müde und erschöpft sind. Dennoch vermittelt uns andauernder beruflicher Stress das Gefühl von Erschöpfung, wenn wir gut geschlafen haben. Müdigkeit und Erschöpfung sind die häufigsten Begleitsymptome für beruflichen Stress und führen früher oder später, wenn nichts gegen die Stressituation getan wird, zu einem chronischen Erschöpfungssyndrom. Wir kennen es besser unter den Namen BURNOUT. Da jeder von uns anders auf die stressbedingten Verschiebungen in der Körperchemie reagiert, neigt der eine mehr und der andere weniger zu Müdigkeitserscheinungen. Fakt ist aber, dass jeder von uns irgendwann an seine an den Punkt kommt, wo sich positiver Stress in negativen Stress wandelt. Denn nichts Extremes ist von Dauer. Und dann können teils schwere Erkrankungen, wie Burnout, Schlaganfall, Herzinfarkt oder Krebs die Folge sein.


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Schwindel

Immer mehr arbeitende Menschen klagen über Schwindelgefühle. kein Wunder, kann Stress am Arbeitsplatz bei manchen tatsächlich Schwindel auslösen. Es wird vermutet, dass dies mit Veränderungen der Pulsfrequenz, des Blutdrucks und der Atemfrequenz zu tun hat. Oftmals zeigen sich Schwindelgefühle auch bei Nackenverspannungen oder Angst- und Panikattacken, was wiederum die typischsten Warnsignale des Körpers sind, endlich aus der Stress-Falle auszusteigen.


Appetitstörungen

Dem einen schlägt berufsbedingter Stress so auf den Magen, dass er kaum mehr etwas isst; bei dem anderen wirkt vermehrtes Essen, bis hin zu regelrechten Fressanfällen, für einen kurzen Moment sogar stresslösend.


Magen- und Darm-Probleme

Beruflicher Stress führt häufig zu Magen-Darm-Beschwerden, wie Sodrennen, Übelkeit, Magenkrämpfen, Durchfall oder dem Reizdarmsyndrom. Während der Stresssituation schüttet unser Körper vermehrt ACTH (Stresshormon) aus, wodurch sich die Magenentleerung verzögert, was zu Schmerzen und Krämpfen führen kann. Die Anfälligkeit für Sodbrennen steigt nicht nur durch eine verstärkte Magensäureproduktion, sondern auch, weil durch die Stressreaktion die Schmerzschwelle im Magen-Darm-Bereich sinkt und wir Schmerzen intensiver wahrnehmen. All dies kann bei andauerndem Stress zu Magengeschwüren führen.


Mag sein, dass viele in wiederkehrenden Rücken- oder Magenschmerzen oder anhaltender Schlaflosigkeit und Müdigkeit keine ernstzunehmenden Beschwerden sehen, doch wer seinen Körper, und wie er funktioniert, versteht, weiß, dass es sich dabei um Frühwarnzeichen des handelt, die er uns unter dem Einfluss von negativen Stressreaktionen sendet. Zunächst funktioniert die Person noch eine ganze Weile weiter, aber allein die Anstrengung, die sie zur Aufrechterhaltung einer gesunden Homöostase erbringen muss, steigert sich kontinuierlich und kostet die Person eine ganze Menge Energie, die sie nicht mehr für Arbeits- und Privatleben zur Verfügung hat. Früher oder später zieht unser Körper die Notbremse. Und da er nicht sehr viele Möglichkeiten hat, uns aufs Abstellgleis zu stellen, wählt er eine ernstzunehmende Erkrankung, wie Burnout, Schlaganfall, Herzinfarkt oder Krebs, um uns aus der Stressfalle zu befreien. Selbst schaffen es die meisten von uns ja leider nicht.




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