Schließe Frieden mit deiner Vergangenheit
- Nadine Greve
- 20. Juli
- 7 Min. Lesezeit
Wäre es nicht schön, mal wieder innere Ruhe, Gelassenheit und Freude zu empfinden? Aber belastende Ereignisse aus unserer Vergangenheit sitzen wie eine zentnerschwere Last auf unseren Schultern und lassen es nicht zu. Wie leicht könnte das Leben sein, wenn wir negative Erfahrungen aus der Vergangenheit einfach loslassen könnten. Können wir nicht? Können wir doch! Ich zeig' dir, wies es funktioniert. Alles, was du brauchst, ist Mut und Geduld.

Die meisten von uns schleppen tagtäglich einen riesigen Ruscksack gefüllt mit kaum zu ertragenem Ballast aus der Vergangenheit mit sich herum, und mit jeder weiteren negativen Erfahrung wird dieser Rucksack schwerer. Die Folge ist, dass wir immer weniger Kraft für unser Leben im Hier und Jetzt aufbringen. Die Gedanken kreisen ständig um belastende Ereignisse aus unserer Vergangenheit und mit jeder weiteren negativen Erfahrung werden unsere Gedanken immer angstbesetzter und düsterer. Dieses Denken wirkt sich unmittelbar auf unsere Gesundheit aus. Das permante Grübeln über die unschönen Dingen in unserer Vergangenheit hat uns vollkommen aus der inneren Balance geworfen. Als Folge drohen Krankheiten wie Angststörungen oder Depressionen.
Loslassen, wenn es so einfach wäre ...
Belastende Ereignisse aus der Vergangenheit loszulassen erscheint vielen von uns als etwas sehr schwieriges, weil es mit Verlustängsten und Unsicherheiten in Verbindung gebracht wird. Doch Loszulassen bietet eine ganze Reihe von Vorteilen. Einmal gelernt, fällt es uns bei künftigen belastenden Ereignissen wesentlich leichter, schneller Frieden mit dem schwierigen Ereignis zu schließen. Doch Loslassen funktioniert nicht auf Knopfdruck, als würden wir einen Lichtschalter ein- und ausschalten - es ist ein Prozess, der mit verschiedenen Schritten einhergeht. Die negativen Gedanken, die durch das Nicht-Loslassen belastender Dinge entstehen, üben mit der Zeit immer mehr Druck auf uns aus - körperlichen, wie seelischen - bis wir es irgendwann nicht mehr ertragen können.
Die meisten Menschen haben große Angst davor, Personen, Beziehungen, Gewohnheiten und Gedanken loszulassen, weil sie die Folgen während und nach dem Loslass-Prozess nicht absehen können. Deshalb halten sie daran fest, selbst wenn es mit enormen Leid verbunden ist. Sie ertragen lieber diesen dauerhaft seelischen Schmerz sowie die geistige und körperliche Belastung, als sich dem Lösungsprozess zu stellen. Dies scheint ihnen wie ein riesiger geistiger und seelischer Kraftakt vorzukommen. Doch in Wirklichkeit kostet sie das krampfhafte Festhalten ihrer unschönen Vergangenheit wesentlich mehr Energie als das Loslassen. Die Angst vor negativen Gefühlen, wie Wut, Trauer, Angst und Scham blockiert sie. Sie haben große Angst davor, von ihren Gefühlen überwältigt und mitgerissen zu werden.

Mit den nachfolgenden acht Schritten lernen wir langsam Schritt für Schritt, uns von altem Ballast zu lösen und Frieden mit den belastenden Ereignissen unserer Vergangenheit zu schließen. Mit jedem Ereignis, welches wir loslassen, finden wir ein Stück mehr zurück in unsere innere Balance. Mit der Zeit dürfen wir feststellen, dass Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit oder andere psycho-somatische Beschwerden immer seltener auftreten. Auch gedanklich werden wir mehr im Hier und Jetzt sein, als bei den belastenden Ereignissen aus unserer Vergangenheit.
Schritt 1: Schaue mutig deinen Ballast an
Der erste Schritt der schwerste - wie immer, wenn wirVeränderungen angehen. Mit diesem ersten Schritt wagen wir uns aus unserer Komfortzone heraus, in der wir es uns bis jetzt bequem eingerichtet haben und uns sicher fühlen. Die meisten von uns schleppen ihren Ballast schon eine ganze Weile mit sich herum und können daher abschätzen, was passiert oder nicht passiert, wenn sie weiterhin die bisherigen Gedanken denken und ihren gelernten Überzeugungen folgen.
Schritt 2: Hinterfrage deine Ansichten und Überzeugungen Schule
Meist haben wir unsere Ansichten und Überzeugungen nicht selbst entwickelt, sondern haben sie unbewusst von unseren Eltern oder Erziehungsbrechtigten übernommen. Oftmals merken wir erst im Jugendalter, dass bestimmte Meinungen und Ansicht gar nicht zu uns passen. Wir lernen durch Wiederholungen, was dazu führt, dass eine Meinung oder Ansicht sich im Laufe der Zeit fest in uns verankert und zu einer Überzeugung wird. Unser Denken und Handeln wird durch diese Überzeugungen bestimmt. Frage dich, ob all deine Überzeugungen für dich (noch) hilfreich sind. Überzeugungen, die in deiner Kindheit hilfreich waren, können dich in deinem Erwachsenen-Ich blockieren, in dem sie dir die Sicht auf Möglichkeiten nehmen, die du ergreifen könntest.
Schritt 3: Schaue deinen Ängsten ins Gesicht
Loslassen hat sehr viel mit Selbstvertrauen zu tun. Mit Vertrauen in eine gute Zukunft, in der alles einen Sinn hat. Diesen Sinn erkennst du übrigens immer erst in der Rückschau. Wenn du gerade in einer schwierigen Situation steckst, solltest du keine Energie damit verschwenden, über den Sinn deiner aktuellen Lage nachzudenken. Oftmals packen wir Vorhaben oder Veränderungen gar nicht an, weil wir Angst vor dem Scheitern haben. Frage dich deshalb, was verlierst du, wenn du deine Angst loslässt? Wahrscheinlich denkst du nicht an einen Verlust, sondern eher an eine Befreiung. »Endlich ist die Angst weg und ich kann meinen Träumen nachgehen.« Bei vielen Menschen stellt sich jedoch eine Verlustangst in den Weg, die ihnen überhaupt nicht bewusst ist. Das Loslassen der Angst geschieht nach dem Zwiebelschalen-Prinzip - also Stüch für Stück. Bedenke bitte, dass deine verschiedenen Ängste über viele Jahre hinweg gewachsen sind. So braucht es auch Zeit und Geduld, um langsam, Schale für Schale deiner Angst anzuschauen, sie zu akzeptieren und sich von ihr zu lösen.
Schritt 4: Drehe deinen eigen Zukunftsfilm
Ohne dass es dir bewusst ist, hast du bisher Regie über dein Leben geführt. Du hast dich dazu entschieden, wenn auch unbewusst, die Rolle in deinem eigenen Lebensfilm zu spielen, die du aktuell einnimmst. Durch all deinen Ballast, den du mit dir herumschleppst, bist du jedoch in eine Art Fehlbesetzung geraten. Du hast eine Rolle übernommen, die eigentlich gar nicht zu dir und deinen Bedürfnissen passt. Wie konnte das passieren? Wir erzählen uns ständig gedanklich unsere Lebensgeschichte. Dies tun wir mit unseren sich permanent wiederholenden Gedanken. Mit diesen negativen Gedanken füttern wir unsere Emotionen und mit den Emotionen füttern wir unsere Ängste und Schmerzen. Unsere Gefühle (Emotionen) bestimmen, wie wir uns fühlen und wie uns unsere Umwelt wahrnimmt. Wir strahlen das aus, was in unserem Inneren geschieht. Und mit diesen negativen Gedanken und Gefühlen ziehen wir entsprechende Menschen und Situationen an. Mit unseren eigenen negativen Gedanken und daraus resultierenden Emotionen torpedieren und triggern wir uns selbst. Stelle dir mal vor, wie es ist, wenn du Ballast XY loslässt. Wie fühlt sich das an? Was würdest du tun? Welche Veränderung geht damit einher? Stelle dir dies in bewegten Bildern (wie einen Fim) vor. Welche Gefühle entstehen aus diesen Gedanken? Jetzt beobachte deine Körperhaltung, deine Mimik. Wie siehst du aus?

Schritt 5: Schule dein Bewusstsein
Alles, was du beobachtest und wahrnimmst, verstärkt sich. Aber wir können unsere Wahrnehmung schulen und bewusst nur das Schöne wahrnehmen. Achtsamkeit heißt das Zauberwort. Wir können Achtsamkeit täglich in unserem Alltag trainieren und praktizieren. Wenn wir unsere Wahrnehmung bewusst auf die schönen Dinge im Leben richten, kommt Gewahrsein ins Spiel. Besitzen wir kein Gewahrsein, sind wir unseren negativen Emotionen förmlich ausgeliefert. Besitzen wir Gewahrsein, empfinden wir durchaus auch negative Gefühle, wie Traurigkeit, Wut, Verzweiflung und Angst, aber sie halten uns nicht dauerhaft gefangen, wie es bei Menschen ohne Gewahrsein der Fall ist.
Schritt 6: Sei dankbar
Die meisten von uns haben das Gefühl, im Mangel zu leben. Sie weinen verpassten Chancen nach, glauben, sie hättten nicht so viel Glück, wie andere und sind davon überzeugt, sie könnten erst glücklicher sein, wenn sie reicher oder erfolgreicher wären. Dadurch entsteht oft Neid und Missgunst, weil wir uns benachteiligt fühlen. Dabei übersehen diese Menschen die Fülle in ihrem Leben. Dankbarkeit ist mehr als zufrieden sein. Dankbarkeit ist ein wohltuendes und bereicherndes Lebensgefühl - es ist eine Lebenseinstellung. Solltest du also bisher von einem Mangel in deinem Leben überzeugt gewesen sein, hast du jetzt die Chance, deine Sicht und Einstellung zu ändern. Nimm' dazu die Fülle in deinem Leben wahr und führe sie dir immer wieder vor Augen. Frage dich zunächst aber mal, was sich für dich ändern würde, wenn du den Reichtum anderer Leute hättest. Wärst du tatsächlich glücklicher? Wenn ja, warum wärst du glücklicher? Was bedeutet Glück für dich? Häufig übersehen wir die vielen Möglichkeiten in unserem Leben, weil wir uns immer nur auf den Mangel konzentrieren.
Schritt 7: Lerne zu Akzeptieren
Ein weiterer wichtiger Baustein beim Loslassen ist die Akzeptanz. Etwas Unabänderbares zu akzeptieren ist für die meisten von uns schwierig bis unmöglich. In unserer zivilisierten Welt scheint nahezu alles perfekt. Da fällt es schwer, vergangene Dinge zu akzeptieren. Für die meisten Menschen bedeutet etwas zu akzeptieren, etwas oder sich selbst einfach aufzugeben. Genau das ist es aber nicht. Akzeptanz bedeutet innere Heilung. Wir schließen Frieden mit etwas, was wir nicht mehr ändern können, weil es in der Vergangenheit liegt. Wir können unsere Vergangenheit nicht ändern, aber wir können sie als Teil unserer Lebensgeschichte annehmen. Das Festhalten an vergangenen Erfahrungen, Erlebnissen und Situationen hemmt uns in unserer Weiterentwicklung. Wenn du etwas nicht akzeptierst, haderst du damit - es kann dich regelrecht auffressen - und du stehst dir selbst im Weg. So kann keine Energie fließen und somit bleibt die Lebensfreude aus. Sobald du deine Vergangenheit akzeptierst, hast du die Blockade gelöst und es kann wieder Energie fließen. Du hast mehr Elan und Lebensfreude, um die von dir gewünschten Veränderungen anzugehen. Es geht beim Akzeptieren nicht nur um die negativen Erlebnisse in der Vergangenheit; es geht vielmehr darum, sich selbst so anzunehmen und zu akzeptieren.
Schritt 8: Loslassen und Ballast ziehen lassen
Nachdem wir unseren Ballast akzptiert haben, können wir ihn auf verschiedene Arten loslassen. Hat eine frühere belastende Situation mit einer Person zu tun, mit der man heute nicht mehr reden kann (oder möchte), kann es helfen, einen Brief an diesen Menschen zu schreiben. Ein Absenden ist nicht nötig. Es geht lediglich darum, dir nochmal alles von der Seele zu schreiben.
Damit das Loslassen tatsächlich ein Loslassen und kein Verdrängen wird, hilft es, achtsamer zu werden und zu sein. Dadurch können wir die Möglichkeit nutzen, uns von etwas zu lösen und fortan gut für uns zu sorgen. Es ist vergleichbar mit dem Abnehmen. Personen, die erfolgreich abnehmen und ihr gesundes Körpergewicht dauerhaft halten, haben sich zuvor mit ihren Überzeugungen beschäftigt, die überhaupt zum Zunehmen geführt haben. Sie haben ihre Gewohnheiten verändert und sind achtsamer im Umgang mit sich und dem Essen geworden. Übe dich darin, achtsamer zu leben und im Hier und Jetzt zu sein. Du wirst spüren, dass du mehr Energie hast, wenn du in der Gegenwart bleibst.
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